Synodale beschäftigen sich mit „Gebäudeampel“, Jugendarbeit und Kita-Unterdeckung

 

Niederweimar: Am 9. Oktober trafen sich Mitglieder und Gäste der Kreissynode des Kirchenkreises Marburg im Gemeindezentrum.

 

Nach den ersten Formalia und der Begrüßung durch die Vorsitzende Nadine Bernshausen ging es direkt in die Tagesordnung und den Bericht des Dekans Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg. 

 

Nach einem kurzen Überblick über die Neu- und Umbesetzungen von Stellen und Aufgaben im Kirchenkreis Marburg beleuchtete er einige Höhepunkte der vergangenen Monate. Als großen Erfolg stellte er u.a. die Pop-Up-Trauungen an der Elisabeth Kirche heraus, welche am 24.05.25 in ähnlicher Form mit anschließendem Segen am Niederweimarer See mit Dinner-Atmosphäre unter dem Motto „Einfach heiraten“ wiederholt werden soll. Im Rahmen seines Berichtes über die Aktivitäten für Toleranz und Demokratie gab Dörnberg eine Vorschau auf eine Veranstaltung am 5. Dezember, bei der ein islamischer und ein christlicher Wissenschaftler das Verhältnis ihrer Religionen zur Demokratie beleuchten werden (19h in der Moschee bei St. Jost). Es folgten weitere Erläuterungen zu einem Bischofsbesuch aus Afrika und der Visitation der Bischöfin der Landeskirche, welche vor allem die sozialräumliche Arbeit im Kirchenkreis würdigte. So sei der Kirchenkreis nicht nur auf sich selbst fixiert, sondern achte auch darauf, was die Menschen bewegen würde. Dennoch ließ die Bischöfin als Impuls zurück, sowohl innerhalb der Kirchengemeinden, als auch nach außen in Richtung Zivilgesellschaft hin weniger kleinteilig zu denken und mehr Kooperationen zu wagen. So gibt es beispielsweise auch ein großes Interesse der Politik nach stärkerer Zusammenarbeit – vor allem bei der Frage wie man in Zukunft mit dem Gebäudebestand umgehen soll.

In seinem Blick nach vorne kündigte Dekan von Dörnberg den Besuch einer Abordnung aus Äthiopien anlässlich des 50. Jubiläums zum Projekt „Straßenkinder in Addis Abeba“ an. Jedes Jahr werden Spenden gesammelt, um vor allem Kindern aus ärmsten Familien den Schulbesuch zu ermöglichen, damit sie später als Erwachsene Armut und Perspektivlosigkeit überwinden können. Vom 27. Oktober bis zum 3. November wird es verschiedene Festveranstaltungen in Marburg, Wetter und Kirchhain zu dieser Erfolgsgeschichte geben, an der auch die Gäste aus Äthiopien teilnehmen und für Gespräche bereitstehen werden.

 

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung waren die bevorstehenden Kirchenvorstandswahlen am 26. Oktober 2025 mit vorheriger Online- und Briefwahlmöglichkeit. Kathrin Linker vom Kirchenkreisamt gab einen Überblick über den zeitlichen und inhaltlichen Rahmen. So können Wahlvorschläge bis Juni 2025 eingereicht werden und es sollen ausdrücklich mehr Jugendmitglieder zwischen 14 und 27 Jahren für die ehrenamtliche Arbeit gewonnen werden.

 

Um Jugendliche ging es dann auch anschließend. Die Mitarbeitenden der Evangelischen Kinder und Jugendarbeit im Kirchenkreis Marburg (ejm) stellten ihre Konzeption für die Zukunft vor. Als Arbeitsgrundlage regelt sie u.a. die Organisationsstruktur der Teams und deren Arbeitsfelder. Markus Klonk lobte in einem kurzen Rückblick die Jugendförderung der Stadt Marburg. Sie habe, nachdem die dramatische finanzielle Lage der Jugendarbeit bekannt wurde, neue Rahmenverträge aufgesetzt, um die ejm in ihrem Wirken für die Stadt Marburg zu unterstützen. So konnte dabei auch die ejm-AnsprechBar für die Jugendsozialarbeit mobil gehalten werden. Klonk führte später aus, dass die ejm aus der christlichen Motivation heraus eine Arbeit für Menschen mache, die nicht unbedingt kirchlich orientiert seien und man hätte auch viel mit muslimischen oder nicht-religiösen Jugendlichen zu tun. Zum Ende seines Vortrages appellierte er an alle Synodalen in Bezug auf die bevorstehende Kirchenvorstandswahl, dass man dort beteiligte Jugendliche auch intensiv bei dieser Arbeit begleiten müsse, damit sie sich auch den Willen einer langfristigen Mitarbeit bewahren würden. 

Aus der Synode gab es viel Zuspruch und Lob für die ausgezeichnete und engagierte Jugendarbeit aller Mitarbeitenden der ejm und so wurde auch die Neufassung der Konzeption einstimmig verabschiedet.

 

Einen deutlichen Dämpfer gab es dann bei dem Thema der im Kirchenbesitz befindlichen Gebäude, zu dem Dekan von Dörnberg eine Handlungsplanung vorstellte, denn Kirchenkreise sind durch eine Aufgabenstellung der Landeskirche dazu verpflichtet, bis Ende 2025 all ihre Gebäude in einen Ampelplan einzutragen. Demnach wären maximal 30 % aller Gebäude in der Kategorie Grün in Zukunft antragsberechtigt, um für deren Erhalt Zuschüsse aus der Landeskirche zu erhalten. 

Der Dekan betonte in seinen Ausführungen, dass das nicht heißen würde, dass mit Beschluss alle anderen, also gelben und roten Gebäude sofort schließen müssten, es würde lediglich bedeuten, dass deren Erhaltung in Zukunft aus den Mitteln der Gemeinden bzw. Engagement vor Ort gedeckt werden müsse. Dabei sei die Frage ob Gelb oder Rot eher Gefühlssache, denn letzten Endes würde es bedeuten, gelbe Gebäude noch aus eigenen Mitteln zu erhalten, während man sich in der roten Kategorie langfristig von den darin aufgelisteten Gebäuden verabschieden würde.

Die Notwendigkeit dieser Maßnahme sei, so Dörnberg, vor allem in den schwindenden Mitgliederzahlen zu suchen. Niemand täte so viel für den Schutz alter Gebäude in Deutschland, wie die Kirche, jedoch würden heute nur noch etwa 46% der Bevölkerung als Kirchenmitglieder die Kosten stemmen, die 1987 von rund 88 % der Menschen in getragen wurden. Darüber hinaus sei für Mitte des Jahrhunderts prognostiziert, dass sich die Mitgliederzahlen erneut halbieren. Eventuell, müsse also die komplette Dorfgemeinschaft mit anpacken, wenn das Dorf auch weiterhin ein Kirchengebäude haben möchte. Einer der großen Fragen für den Kirchenkreis sei, wo man zukünftig Kirche gestalten will und kann. Erste Ergebnisse zum Gebäudeprozess sollen in der Frühjahrssynode vorgelegt werden.

 

Anschließend beschäftigte sich die Synode mit dem Jahresabschluss für das Haushaltsjahr 2023 sowie einer Neufassung zur Satzung des Kirchenkreisamt-Zweckverbandes und dem Pfarrstellenbudget ab 2026. Bei Letzterem zeichnete sich ab, dass bis 2031 dem Kirchenkreis rund 2,5 Pfarrstellen weniger zur Verfügung stehen werden. Daraus ergebe sich, so Dekan von Dörnberg, dass Pfarrstellen mehr auf Kirchenkreisebene definiert werden müssten. So sei eine mögliche Planungsoption, Pfarrerinnen und Pfarrer in Funktionen zu denken, damit diese dann auf unterschiedliche Aufgaben spezialisiert würden und dann in verschiedenen Gemeinden (z.B. für die Seelsorge oder die Jugendarbeit) eingesetzt werden könnten. Derzeit befinden sich drei Planungsoptionen in der Entstehung, welche dann im kommenden Jahr der Synode vorgestellt werden sollen.

 

Zum Ende verabschiedeten die Anwesenden einen Antrag an die Landessynode, der in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Kirchhain aufgesetzt wurde. Darin ging es um die Problematik der Unterfinanzierung kirchlicher Kinderbetreuungseinrichtungen. 

Gemäß einem in 2019 gefassten Beschluss in der Landessynode sollte ursprünglich 97 % des Defizits der Einrichtungen von der Landeskirche getragen werden und 3 % von den Gemeinden. Jedoch wurde dann in den vergangenen Jahren dieser Anteil nicht aus den tatsächlichen Kosten heraus kalkuliert. Stattdessen fand die Festlegung auf ein Budget statt, welches sich an den Aufwendungen der Kitas im Jahr 2022 orientierte. Doch durch die enorm gestiegenen Kosten der letzten Jahre läge nach Aussage des Antrags der Anteil der örtlichen Träger nun bei 23 %. Dies, so Dörnberg, würde bei vielen Gemeinden fast den kompletten Jahreshaushalt ausmachen und sie zur Handlungsunfähigkeit verurteilen. Darüber hinaus würden die Institutionen bestraft, die 2022 gut gewirtschaftet hätten. 

Bisher sind die Kirchenkreise Kirchhain und Marburg für die sechsstelligen Differenzbeträge selbst aufgekommen und sollen das laut Auffassung der Landeskirche auch weiterhin tun. Jedoch sind die Kreise offiziell gar keine Träger der Einrichtungen, sondern die Gemeinden sowie der Zweckverband evangelischer Kindertagesstätten. Kernforderung im Antrag ist daher die Forderung zur Sicherstellung des auf der Landessynode festgelegten Verhältnisses von 97 zu 3.

 

Der Antrag wurde von der Kreissynode einstimmig beschlossen. Ende November wird sich zeigen, wie dieser Antrag dann bei der Tagung der Landessynode behandelt wird und wie man mit den rund 240.000 Euro an dem für 2024 zu erwartenden Defizit im Kirchenkreis Marburg umgeht.

 

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Text und Fotos: Frank Wagner

 

 

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