Wer gewinnt ein Stück des Elisabethfensters? –
Ziehung aus 5.000 Losen zugunsten eines Pilgerzentrums

Marburg, den 25. Juni 2024 – Wohin geht die Replik einer Szene aus dem berühmten Elisabethfenster in der Marburger Elisabethkirche? Seit mehreren Jahren konnten Menschen aus aller Welt Lose erwerben und nachdem nun die anvisierten 5.000 Stück verkauft sind, findet endlich die Verlosung statt – gebührend spektakulär: Nach dem Sonntagsgottesdienst am kommenden Sonntag soll ein großes, buntes Schwungtuch die „Lostrommel“ sein und die Ziehung der Gewinnerin oder des Gewinners ist vor dem Portal der Kirche geplant.  
„Elisabeth nimmt Fremde auf“ – das ist der Name der Szene aus dem Elisabethfenster, um die es geht. Und schöner könnte der inhaltliche Zusammenhang zur Förderung eines Pilger- und Begegnungszentrums kaum sein. Genau das soll nämlich im Umfeld der Marburger Elisabethkirche entstehen und um Spenden dafür zu sammeln, kam der Förderverein im Jahr 2007 auf die Idee einer Verlosung. Damals fand zum 700-jährigen Elisabeth-Jubiläum eine Ausstellung auf der Wartburg statt, für die man sich in Eisenach ein Stück „echte“ Elisabethkirche gewünscht hatte, erzählt Pfarrer Ralf Hartmann vom Gesamtverband der Evangelischen Kirchen in Marburg.
Das kam dann in Form eines Teils des Elisabethfensters – eben jener Szene „Elisabeth nimmt Fremde auf“. Es war die älteste Darstellung der heiligen Elisabeth in der Ausstellung und damit eines der kostbarsten und wichtigsten Exponate, wie Ausstellungsleiter Professor Matthias Werner sagte. Das Fenster zählt auch zu den ältesten Teilen der Kirche: Es wurde 1249 fertiggestellt, 14 Jahre nach Baubeginn der Kirche. 220 Leihgeber aus 17 europäischen Ländern lieferten ihren Beitrag zu „Elisabeth von Thüringen – Eine europäische Heilige“.
Damit das Fenster keine „Lücke“ enthielt, wurde eine Replik angefertigt und für die Zeit der Ausstellung ins Fenster eingefügt. Und eben diese Replik bekommt nun einen neuen Besitzer – ein Kunstwerk für sich, gerahmt und mit einer Illumination versehen. Seit dem Beginn der Aktion konnten Interessierte gegen eine Spende von 10 Euro ein Los erwerben. Und das haben Menschen aus der Marburger Elisabethkirchengemeinde ebenso getan wie Touristen aus Amerika und Japan, berichtet Pfarrer Ralf Hartmann. Nur die Hauptamtlichen der Gemeinde und ihre Angehörigen durften nicht teilnehmen.
„Jetzt sind wir total gespannt, wohin die Replik geht“, so Hartmann. Wird sie in Marburg bleiben, in einem Wohnzimmer hängen, nach Übersee verschifft, in einer anderen Kirche ausgestellt werden? Nach dem Gottesdienst am kommenden Sonntag um zehn Uhr sollen zehn Lose gezogen werden – falls die Person des ersten Loses in der Zwischenzeit vielleicht verstorben sein sollte oder auf die Gewinnbenachrichtigung nicht reagiert, will man auf Nummer sicher gehen, dass die Replik ein neues Zuhause bekommt. Zwei Wochen hat der gezogene Gewinner Zeit, sich zu melden.
Die 50.000 Euro, die mit dieser Aktion zusammengekommen sind, fließen in den Topf des Fördervereins „Pilger- und Begegnungszentrum Elisabethkirche“, der eine Errichtung eines solchen Zentrums zum Ziel hat. Der ursprüngliche Plan war es, das Haus des Deutschen Ordens dafür zu nutzen, in dem sich aktuell noch der Fachbereich Geographie der Philipps-Universität befindet und der in neue Räume auf die Lahnberge ziehen sollte. Falls die Campus-Planungen das nun doch nicht ermöglichen, wäre ein Neubau am Nordrand des Kirchengeländes eine Alternative. Dafür ist im Hintergrund auch die "Stiftung Heilige Elisabeth" bereits seit Jahren tätig, um Geld anzusparen. Der Erlös der Sammelaktion ist nun ein weiterer Baustein zur Finanzierung.
Alle Interessierten sind herzlich zum Gottesdienst und zur anschließenden Verlosung am Sonntag ab 10 Uhr in und an die Elisabethkirche eingeladen. Und vielleicht ist ja der zukünftige Besitzer der Replik unter den Anwesenden. Sollte das Wetter nicht mitspielen, findet die Verlosung in der Kirche statt.

Text Nadja Schwarzwäller