Dr. Burkhard von Dörnberg feiert Einführungsgottesdienst -
Der neue Dekan will die Kirche der Zukunft gestalten
So viel Gutes ist zu tun. Und es gibt so viele gute Ideen. Aber jedes Mal spürt man auch die Angst, es nicht zu schaffen. Was, wenn die Jünger, von Jesus ausgesandt, sein Wort zu verkünden und den Menschen Hoffnung zu bringen, auf diese Angst gehört hätten? „Mann, was hätten wir verpasst!“ Burkhard von Dörnberg nutzte die Predigt in seinem Einführungsgottesdienst, um Stimmung im besten Sinne zu machen. Und Mut. In der Bibel gebe es eine Geschichte nach der anderen, die vom Aufbrechen erzählt. Und aufbrechen ist genau das, was er als Auftrag an sich und an die Kirche sieht. Gerade in schwierigen Zeiten.
Ab auf die Kanzel und einfach nur predigen? Nicht bei Burkhard von Dörnberg. Bei ihm hieß es: Talar aus und „Action“. In einer gespielten Szene mit Propst Dr. Volker Mantey packte er Umzugskisten auf einen Tisch in der Lutherischen Pfarrkirche und versinnbildlichte seine Ankunft in der Universitätsstadt und seinem Amt. Das Haus am Rotenberg wird derzeit noch renoviert und von Dörnberg ist gezwungen, zwischen seinem Zimmer in der ESG am Ortenberg und seinem vorherigen Dienstsitz, der Gemeinde Issigheim bei Hanau zu pendeln. Wo ist denn nur die CD mit dem Lied, das er sucht? Irgendwann endlich gefunden, erweist sie sich als hinüber. Dann intoniert eben der Projektchor „Weites Land“ von Thorsten Waap, das für den neuen Dekan eine ganz besondere Bedeutung hat.
Es geht um die Zukunft. Die der Menschen. Die der Kirche, die den Menschen dienen soll. „Jesus will eine gute Zukunft“, lautet die Botschaft für von Dörnberg. Und: „Fürchte Dich nicht!“ Diese Botschaft sollten bereits die Jünger weitertragen und das sei von Beginn an der Auftrag gewesen und heute weiterhin von Bedeutung. „Das ist es, was Kirche so wertvoll macht: Dass sie an das Heil erinnert, das auf uns wartet, dass sie dieses Heil tatkräftig weitergibt“, so der neue Dekan. Sei es durch die diakonische Arbeit, sei es durch heilvolle Worte in der Seelsorge. „Fürchte Dich nicht!“ Die Kirche der Zukunft soll genau diese Botschaft aufs Neue vermitteln – und dabei eben auch neue Wege gehen.
Dass die nötig sind, betonte auch Propst Mantey in seiner Begrüßung. „Die Kirche hat’s nicht leicht“, lautete sein Stoßseufzer zu Beginn. Egal, ob es die vergangenen Jahre unter Corona mit ihren Lockdowns waren, ob es der aktuelle Krieg in der Ukraine oder die Energiekrise ist – „für die Öffentlichkeit ist bisweilen nicht mehr erkennbar, wofür die Kirche eigentlich steht“, so Mantey. Menschen würden nach differenzierteren Formen von Zugehörigkeit suchen. Die Leute werden weniger, das Geld werde knapper. Aber die Kirche sei auch nicht dazu da, dass sie es leicht habe. Und mit Burkhard von Dörnberg komme jemand nach Marburg, dem es wichtig sei, „neue Wege zu gehen und alte Wege wertzuschätzen“, wie es der Propst formulierte.
Von Dörnberg kenne Marburg bereits gut, habe biographisch hier schon Station gemacht – während seines Studiums und in der Zeit seines Vikariats an der Elisabethkirche. Musikalisch ist er seit dieser Zeit fest in der Universitätsstadt verankert, nämlich als Mitglied des Bläserquintetts „IG Blech“. Er sei einer, der vom Garagendach predige, aber genauso klassische Musik liebe. „Einer, der gern etwas ausprobiert, solange es sich theologisch gut fundieren lässt.“ Das eigene theologische Fundament hat er sich im Studium und in verschiedenen beruflichen Stationen von Bethel über Cambridge bis in die Gemeinde Issigheim erarbeitet. Dort hat er die letzten 14 Jahre verbracht. Und genossen, ein Pfarrer „vom alten Schlag“ zu sein, wie er selbst sagt: nah bei den Menschen, ohne eine strikte Trennung von Beruf und Privatleben.
Die Liebe zur Musik verbindet ihn indes mit seinem Amtsvorgänger und Namensvetter Burkhard zur Nieden. Die Marburgerinnen und Marburger müssen sich nur einen neuen Nachnamen merken, scherzte Propst Mantey. „Ansonsten wird aber so manches anders sein.“ Schon der Taufspruch des neuen Dekans sei mit Blick auf dessen Arbeit spannend: „Fülle uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang“ (Psalm 90, Vers 14). Darin sei angelegt, was der Auftrag der Kirche sei, nämlich das Evangelium zu teilen, und mit welcher Haltung das geschehen solle. Fröhlichkeit vermittelte Burkhard von Dörnberg in seinem Gottesdienst bereits jede Menge. Und Geschenke hatte er ebenfalls mitgebracht: Für Pfarrer Ulrich Biskamp hatte er zum Dank für dessen Engagement in den vergangenen Monaten als stellvertretender Dekan eine Kiste Bier aus Südhessen im Gepäck.
Aus seiner ehemaligen Gemeinde waren extra Menschen mit angereist, um im Projektchor mit Nils Kuppe mitzuwirken. Zusätzlich gestaltete der Posaunenchor unter der Leitung von Karin Elbrechter den Gottesdienst musikalisch mit, ebenso wie Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum am Klavier und Ka Young Lee an der Orgel. Grußworte – „begeisternd kurzweilig“, so von Dörnberg – sprachen Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies für die Bürgermeister des Kirchenkreises, Diakoniepfarrer Sven Kepper für das Diakonische Werk Marburg-Biedenkopf, Dr. Matthias Franz für den benachbarten Kirchenkreis Kirchhain sowie Katja Simon, Monika Bunk und Professor Dr. Bilal El-Zayat für den „Runden Tisch der Religionen“. Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Beisammensein auf dem Lutherischen Kirchhof statt. Die Evangelische Jugend Marburg hatte für die Verpflegung samt Cocktails gesorgt und viele Menschen nutzten die Möglichkeit, ihren neuen Dekan persönlich kennenzulernen.
Text: Nadja Schwarzwäller - Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit